Studer 962 – Paul Zwicky und sein Patent

Im Rahmen der Analogue Audio Association e.V. möchte ich rein analoge Aufnahmen von Jazz- und Klassikkonzerten durchführen. Hierzu kaufte ich vom Musikregisseur und Tonmeister des Unterhaltungsorchester des Schweizer Radios ein Studer 962. Dieses Pult kostete in den 80er jahren ca. 30.000 CHF

Das Grundkonzept stammt von Paul Zwicky (Elektronik) und Hermann Stierli (human engineering). In der Studiotechnik werden symmetrische Audioleitungen verwendet, wobei der Eingang eine möglichst hohe Gleichtaktunterdrückung aufweisen soll. Studer hatte immer die Pflichtenhefte des Rundfunks zu erfüllen, welche bei ca. 60dB lagen. Da damals Eingangsübertrager teilweise in Bezug auf Frequenzgang und Verzerrungswerte einen schlechten Ruf hatten, setzte man vermehrt auf aktive trafolose Eingangsschaltungen. Diese haben allerdings auch Nachteile, wie eine ungenügende Gleichtaktunterdrückung bei tiefen Frequenzen und eine reduzierte maximale Eingangsspannung.

Akzeptiert man dies nicht, so muss der Transformator unweigerlich so gut gebaut werden, dass dieser die Anforderungen entspricht. Der Klirrfaktor soll also max. 0,1% betragen und eine Eingangsspannung bei 30Hz von +6dBU möglich sein. Soll der Eingangswiderstand die 100Ohm nicht überschreiten, so liegt das Volumen dieses Transformators laut der schweizer Zeitschrift Swiss Sound bei 40cm³, das Gewicht bei 200Gramm und er würde 30Dollar kosten (damals).

Für die Regiepulte 961/962 musste also eine Lösung gefunden werden, welche noch geringere Verzerrungen aufweist und zudem finanzierbar ist.

Die Lösung war eine Seriengegenkopplung auf den Primärkreis. (Die Informationen stammen aus dem SwissSound-Artikel. Ich bin zuwenig elektronisch bewandert hierfür. )

Quelle: SwissSound11-1

Die Details kann man in den Artikel nachlesen. Jedenfalls war der Patentinhalt ein Produkt, welches nur 33Gramm wog und 6 Dollar kostete.

Die Gleichtaktunterdrückung lag bei 50-60Hz bei größer 120dB, bei 4kHz waren es größer 90dB.

Der Frequenzgang bei 10Hz -0,1dB, 16kHz 0dB und 66kHz -3dB.

Die Tieftonübertragungsqualität kleinvolumiger Übertrager war also an die der großen Übertrager angekommen. Zwicky ist das so eindrucksvoll gelungen, dass der Übertrager noch heute im Neutrik NRM4 und NTL1 gebaut wird.

Diese spezielle Luxusversion ist ausschließlich im 961/962 verbaut. In größeren Pulten ist eine abgespeckte Version integriert.

Herzliche Dank für die viele Hilfe und Informationen an Hans-Joachim Röhrs – Tonmeister VDT, der die Entwickler noch persönlich kennt/kannte.

 

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